Auf meinen Velotouren muss ich immer mindestens einmal rasten, aber montags haben Richtung Tiengen und Waldshut meine Lieblingsabsteigen Ruhetag, sowohl die „Ratsstube“ in Hohentengen wie auch das
„Wasserstelz“ am Rhein.
Doch der „Hirschen“ in Liehnheim, wo ich seit Jahren nicht mehr war, ist offen, wenn auch gänzlich ohne Gäste, um 15 Uhr, der Zeit zwischen den grossen Essen.
Ein Wein- oder Apfelschorle liegt immer drin und wenn ich etwas Hunger haben sollte, auch etwas Brot und Kräuterbutter, denn leider sei die Küche bis halb sechs Uhr geschlossen, meint die junge Kellnerin und stützt die Hände in ihren bunten Trachtenrock.
Ein Chnoblibrot könnte ich mir schon vorstellen, aber warm müsste es sein, gebe ich zu bedenken und setze mich in die Gartenwirtschaft, die leider an der Strasse liegt.
Sie bringt mir die Weinschorle im Krüglein und eröffnet, dass sie keinen Zutritt zum Backofen habe, mir aber sehr gern einen kleinen gemischten Salat kreieren würde.
Das finde ich so überraschend und hervorragend, dass ich nicht widerstehen kann, und das Resultat sehen Sie auf dem Bild: Weisses Tischtuch und Stoffserviette, ein wunderbares Salatbouquet, originell angerichtet, dunkles und weisses Brot und eine Kugel Kräuterbutter unter einem silbernen Deckelchen auf einer ebenso kleinen runden Glasunterlage, die auf einem weissen Tellerchen ruht.
So muss sich eine Prinzessin fühlen, wenn sie ein kleines Hungergefühl verspürt und flugs bewirtet wird, als wäre dies der Auftakt zu einem Festessen.
Die Rechnung muss ich mit der Lesebrille kontrollieren.
Doch die ganze Herrlichkeit kostet tatsächlich nur zehneinhalb Euro.
Natürlich runde ich mit dem Trinkgeld auf, aber die engagierte Freundlichkeit kann ich nicht entgelten, sie ist einfach unbezahlbar und leider selten.
Deshalb, so erzähle ich der Kellnerin, fühle ich mich jetzt so gestärkt, dass ich nicht nachhause, sondern weiter nach Tiengen fahren wolle, denn diese kleine Stadt überrasche auch immer mit Neuem und Unerwartetem, sei so lebendig, offen und gemütlich.
Sie freut sich und begleitet mich noch bis zum Fahrrad, wo sie dann beiläufig sagt, es mache ihr nichts aus, in ihrem Job alles zu geben. „Im Gegenteil, ich erfahre und erlebe dann mehr, denn das Kellnern wird zum Rahmen für das Spannende und Interessante im Alltag, die Geschichten rund um die Menschen oder umgekehrt.“
Darüber nachzudenken lohnt sich, und ich habe während fünfzehn Kilometern Fahrradzeit Gelegenheit dazu, bis zum nächsten Halt in Tiengen.
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