Das Klavier am Bahnhof

Am Bahnhof in Bülach empfängt uns ein schwarzes Klavier von Krompholz auf rotem Teppich. „Lassen Sie den Bahnhof mit Musik erklingen“ steht einladend auf dem Schild.

Das lass ich mir nicht zweimal sagen, mache es mir auf der Bank bequem und spiele einen Boogie Woogie ohne Noten zur Mittagspause.

Der Brezelmann scheint über meine spontanen Künste begeistert und klopft den Takt auf die Theke seiner Bude und bald stehen einige Gäste da, aber da haue ich auch prompt meine ersten Fehler in die Tasten. Jetzt wo jemand zuhört.

Wir unterhalten uns also lieber über den Sinn dieser Aktion, die niemand kennt.

Will die SBB uns musikalisch fördern?

Erweitert sie ihr Angebot nun kulinarisch und kulturell, während sie die Bahnhöfe in der Umgebung schliesst und uns erzieht, unsere Tickets und Fahrkarten selbst zu lösen oder per Handy aufzugeben.

Der HB in Zürich macht vielleicht nur vor, was uns bald überall, wo es noch Sinn macht erwarten wird: Der Bahnhof als Einkaufs- Erholungs- und Unterhaltungs-Insel auf dem Weg zum Fahrziel oder wieder zurück nachhause.

Nun auch noch mit schwarzen Klavieren von Krompholz oder so auf roten Teppichen.

Aber eben: Man sollte Klavier spielen können…..gerne Brezel essen……Reiseunterlagen studieren……Möbel testen……Fotos von sich machen lassen, von Automaten, die uns verunstalten…..einkaufen…..nicht nur Snacks und Zeitungen……aber um Himmels Willen lieber keine Fragen zur aktuell geplanten Reise stellen oder gar ein Billet lösen wollen, denn sonst wird man liebevoll an den Automaten geführt und angewiesen, wie dieser zu bedienen sei, obwohl alle wissen, dass auch der nur noch ein kurzes Leben haben und bald von etwas Neuem ersetzt werden wird.

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