Die Krawatte des Zugführers als Glücksbringer

Ausgerechnet am frühen Abend des Sporttages, den mein Mann als Lehrer zu organisieren hatte, fand auch das Bewerbungsgespräch für den neuen Job als Parteisekretär mit Christoph Blocher statt.

 

Und da ein ehrgeiziger Vater nicht verstehen konnte, warum sein Sohn den Wettkampf nicht als einer der ersten bestritten hatte, verlangte er eine Überprüfung der Laufzeiten.

Nun wurde es zeitlich eng, und zuhause duschte sich mein Mann in aller Eile, zog sich um, nahm seine Ledermappe, verabschiedete sich und marschierte zum Bahnhof.

 

Erst im Zug nach Zürich kam ihm in den Sinn, dass er vergessen hatte, eine Krawatte umzubinden, was sich damals – im Jahre 1985 –  für den Einstieg in eine politische Karriere aufgedrängt hätte.

Zu dumm, auch ich hatte nicht daran gedacht, trug doch mein Mann diese Exemplare nur im seltensten Notfall.

Für einen eiligen Kauf eines solchen Gebindes- etwa im Globus, nahe beim HB – war die Zeit zu knapp.

Ohnehin musste er bis zur Nüschelerstrasse ein Taxi nehmen.

Da tauchte der Kondukteur auf, um das Billet zu kontrollieren und präsentierte dabei seine meerblaue Krawatte mit dem dezenten SBB Signet.

Mein Mann handelte blitzschnell und bettele dem Zugführer das verlockende  Requisit, das ihm nun wie der Schlüssel zum Erfolg vorkam mit allen Mitteln (Geld und Geschenken) sowie Argumenten ( Sie und Ihre Krawatte sind die Türöffner für meinen neuen Weg, das wäre wirklich eine unvergessliche Tat) ab.

Und es klappte.

Denn, so meinte der Bahnbeamte gelassen, schliesslich sei in Zürich sein Tagesdienst zu Ende, und zuhause hätte er noch eine Ersatzkrawatte.

So knotete sich mein Mann das Geschenk aus blauem Tuch um den Hals und war überzeugt: Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen.

Tatsächlich erreichte er die Delegation rund um Christoph Blocher noch in allerletzter Minute und erhielt schliesslich die Stelle trotz einiger Konkurrenz.

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