Ich ist monster

Nur kurze Zeit sind Fridas Ferien im Thermalbad und Grandhotel Yverdon les Bains warm sprudelnd und ruhig fliessend. Schon am zweiten Tag zieht es sie per Bus in die Altstadt. Beim Pestalozzi-Platz entdeckt sie die Ausstellung «Je est un monstre» im «Maison d’Ailleurs». Hier sollen die Superhelden und Feengestalten – durch die Mythologie, Geschichte und Kunst entwickelt – in der Fiktion schliesslich zum Spiegel unserer eigenen Monstrositäten werden.

Entrückt wandert Frida von Raum zu Raum: Wunder und Wahrsagerei, das Monster im Film, im Märchen und im Zirkus-Spektakel verzaubern sie und entfesseln ihre Gedanken und Gefühle. Nach dem gruseligen Gefängnis der monströsen Hexen schlängelt sie sich durch den engen Spiegelraum und kann der Versuchung, sich mit Eyeliner und Lippenstift selbst zum Monster zu schminken, nicht widerstehen. Ein Kind hat ihr dies mit Fingerfarben vorgemacht.

Tänzelnd schreitet sie über die Brücke zum benachbarten Gebäude in die Ausstellung «Rock me Baby» und vergisst sich in der Sammlung alter Schreibmaschinen und Geräte.

Schliesslich findet sie zum Kassenraum zurück, trägt nun wieder den obligaten Gesichtsschutz und wählt noch einige Souvenirs für die Enkel aus: Superman und Spiderman.

Nun, so denkt Frida, hat sie eine Süss-Speise verdient. Im angrenzenden Café lümmelt sie sich aufs Schaffell der Eckbank und lüftet die Maske.

Der erstaunte Kellner bringt ihr ohne Kommentar einen Berg von Vermicelles und Schlagrahm. Aber ein Bub am Nebentisch meint laut zu seiner Mutter: «Mama, neben uns sitzt ein süsses Monster.»

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