Gnüüss miich

Eine Fahrt mit dem Velo öffnet nicht nur neue Wege, sondern macht auch immer wieder auf interessante Details aufmerksam. So taucht plötzlich in Wasterkingen ein quadratmetergrosses Schild am Rande eines Ackers mit Zuckerrüben auf, mit der verlockenden Inschrift:

„Gnüüss miich. Diin heimische Zucker.“

Auf der nahen Sitzbank muss ich erst mal innehalten und überlegen.

Fühle ich mich doch in die gute alte Kinderzeit versetzt, wo ich an Jahrmärkten apfelgrosse Zuckererdbeeren knabberte oder schichtweise rosa Zuckerwatte einverleibte, in den Sommerferien in der Gross- Bäckerei Berliner am Fliessband zuckerte, um alle lädierten sofort zu verzehren.

In späteren Jahren kreuzten dann jedoch  Zahnteufelchen, Karies und Kalorien auf, und vor diesen hatte man sich in Acht zu nehmen. So wird immer wieder auf unheimlich versteckten Zucker hingewiesen. Acht Würfel im Yoghurt und zwölf im Orangensaft.

Doch gleichzeitig werden wir zunehmend zum Geniessen aufgefordert. Bei den Trüffes du jour von Sprüngli sogar zum sofortigen.

Den bunten Eisbecher im nächsten Dorf stellt mir der Kellner mit der Empfehlung  „Gnüsseds Sie’s“ hin und mein sms von der anstrengenden Velotour wird mit der Bemerkung „Gnüsses“ quittiert.

Das muss man mir nicht zweimal sagen.

Vielfältig motiviert fahre ich weiter und fühle mich wie zuhause im nahen Deutschland, wo zwar kein einheimischer Zucker verführt, aber eine deftige Brotzeit in einem schattigen Biergarten lockt.

Genuss kennt bekanntlich keine Grenzen.

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