Spieglein, Spieglein …

Gestern konnte ich den Auslagen einer Confiserie an der Marktgasse nicht widerstehen und genoss zum Cappuccino ein Stück Schokoladentorte.

Und dann entdeckte ich in der Toilette, dass sich meine Figur im Kristallspiegel schmaler und schlanker als üblich präsentierte.

Ich bewunderte mich von allen Seiten – und als sich eine Dame dazu gesellte, machte ich diese auf das Phänomen aufmerksam.

Gut gelaunt beschlossen wir beide, uns nochmals ein Stück Torte zu gönnen.

Wieder zuhause inspizierte ich sämtliche Spiegel und entdeckte auch hier kleine Unterschiede.

Heute bestätigte mir Ramona Umberg von Kettner GmbH Glas&Spiegel in Eglisau: „Ja natürlich können Sie bei uns einen schlankmachenden Spiegel bestellen. Auch broncierte, damit Sie etwas gebräunter erscheinen.“ Dies werde mit einer leichten seitlichen Beugung erzielt und zusätzlicher leichter Einfärbung.

Na also. Was diese Confiserie – vielleicht sogar ohne Absicht – bewerkstelligt, könnten doch sämtliche Cafés, Restaurants, Boutiquen und Coiffeursalons übernehmen und uns alle in zart gebräunte grazile Menschen verwandeln, die sich wieder mögen, fröhlich bestellen und sich genussvoll durch ihr spiegeltechnisch gemogeltes Leben schlängeln.

In unserem Nachbarland Deutschland hat man dies bereits gerichtlich geklärt: Spiegelmogeleien sind straffrei. Die Begründung: Jeder Mensch sollte selbst wissen und beurteilen können, wie er in Wirklichkeit aussieht.

Was ich hiermit zu bezweifeln wage.

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