Seit Tagen werden in Ascona Zelte und Stände, Terrassenbauten und zusätzliche Strassenbars gebaut, als wäre die Piazza nicht ohnehin schon ein einziger Festsaal. Aber für die alljährlichen Jazztage wird dies schon nötig sein.
Wir werden dies heute Abend erleben, schon jetzt freue ich mich in meinem persönlichen Gartengrotto auf das Eröffnungskonzert mit Philipp Fankhauser.
Aber jetzt bin ich am Schwimmen im Pool und Lesen im grossen lauschigen Park der Dépendence meines Hotels.
Aus einem reich bestückten Bücherschrank habe ich den romantischen Titel „Der grosse Meaulnes“ von Jean Alain Fournier ausgeliehen.
Das passt genau.
Der Chauffeur hat mich hingefahren, nachhause geht’s dann zu Fuss, vielleicht mit einem Umweg über den Lido und einem zusätzlich ausgiebigen Bad im See, der schon mit 20 Grad erfreut, aber seit Tagen wegen des Windes mit spitzigen Wellen das Hinausschwimmen erschwert.
Am Gartentisch unter den weissen Mauerbogen weht ein kühles Lüftchen, die Vögel zwitschern im Duett und die Palmblätter fächeln dazu Im Takte des immer heftiger auffahrenden Windes.
Hier, so hat mir der Besitzer des Hotels Tamaro erzählt, sei er aufgewachsen: “ Meine Eltern haben das grosse Haus samt Park gekauft, als meine Schwester Evelyne auf die Welt gekommen ist. Ich war knapp zwei Jahre alt. Später kamen noch zwei Geschwister dazu. Im Sommerhalbjahr, wenn wir auch in unserer neuen Villa Gäste hatten, zog die ganze Familie in die Kellerwohnung, um Platz zu machen.
Das war damals so üblich, die besten Räume wurden der Kundschaft überlassen. Also mussten wir Kinder uns ein Zimmer teilen.
Als ein Maler seine Rechnung für’s Übernachten nicht bezahlen konnte, strich er unsere Kellerräume neu und malte uns dabei nach unseren Wünschen eine wunderschöne Märchenlandschaft ins Kinderzimmer.
Am Ende der Saison räumten wir unsere Spielsachen auch gern wieder jedes ins eigene Zimmer im oberen Stockwerk. Beide Umzüge waren für uns jeweils ein fröhliches Ritual.“
Seine Mutter sei noch bis zu ihrem 86. Jahr in der Kellerwohnung geblieben, obwohl ihr weit schönere Räumlichkeiten angeboten wurden. Vielleicht hielten sie Erinnerungen an die Familie fest.
Obwohl ich von aussen die Kellerwohnung nicht sehen kann, stelle ich sie mir behaglich und gemütlich vor, in diesem wundervoll verwunschenen Park.
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